Er war ein gestandener junger Mann, der alleine für seine zwei Kinder verantwortlich war. Ein angesehener erfolgreicher Arbeitskollege. Eines Tages machte er Urlaub in den Staaten und lernte dort die Liebe seines Lebens kennen. Wir freuten uns alle gemeinsam für und mit ihm. Endlich war er wieder rundum glücklich.

Das Leben nahm seinen Lauf.

Wieder zurück in seiner Heimat, war er zwar glücklich – und trotzdem unglücklich. Tausende Kilometer trennten die zwei Verliebten.

Er nutzte jede Gelegenheit, um in den nächsten Flieger zu steigen, um seine Liebe zu besuchen. Beim nächsten längeren Urlaubsaufenthalt, mit seinen Kindern, haben Katrin und Joe geheiratet.

Ja, wir freuten uns und waren auch irgendwie „enttäuscht“, da wir alle nicht gemeinsam mit ihnen diesen wunderbaren Anlass verbringen konnten. Doch so sollte es sein.

Wieder eine Mittagspause, die wir gemeinsam verbrachten, Joe und ich. Er schüttete mir sein Herz aus. Und es kam dann ans Licht, dass  er hier seine Zelte abbrechen würde und mit seinen Kindern (beide gerade die Schule abgeschlossen, bzw. nur noch Matura machen). Es folgten viele Gespräche mit seiner Katrin, Vorbereitungen zur gesamten Wohnungsauflösung und vieles mehr.

Doch eines Tages, bat er unseren Chef die Kündigung bitte zurückzunehmen, denn er würde hierbleiben und Katrin käme zu ihm nach Österreich.

Die Verwirrung war da. Total, alles wieder umorganisieren und sich doppelt erfreuen. Wieder mal bei schönem Wetter gingen Joe und ich in der Mittagspause spazieren. Wir redeten viel. Plötzlich bemerkte ich an seiner Seite eine dunkle Farbe, um seine Aura-Schicht färbte es sich dunkelbraun, ja fast schwarz.

Da ich noch „neu“ in der Hellsichtigkeit/Hellhörigkeit und Hellfühligkeit war, war ich etwas gefordert. Ich habe mich bemüht all mein Können umzusetzen, was bei Tieren funktioniert, müsste doch auch bei Menschen gleich sein. Und, oh nein, es kann nicht sein, dass Joe jetzt was Ernstes zustößt. Ich fragte alles ab, ich war bemüht zu erfragen, wen oder was es betrifft, was es sein kann. Dann erreichte mich eine entfernte Stimme und ein Gefühl, das zwar zu Joe gehörte, doch wiederum auch nicht er war.

Ich war ernsthaft gefordert. Noch nie zuvor hatte ich dies erlebt, so nah und so fern – und schon gar nicht bei einem Menschen, noch dazu bei einem, der mir doch nahe stand. Die Stimme verriet mir nur: Nicht in den Park gehen. Nicht alleine.

So, nun war es ganz um mich geschehen. Joe wusste noch nichts von meiner „neuen“ Begabung, da ich mich erst für ein Training mit meinem Schamanen treffen wollte. Doch nun hatte ich die pure Herausforderung. Also, fing ich langsam an Joe auszufragen über seine neue Frau.

Er erzählte vieles, doch wiederum auch nicht alles. Was auch verständlich ist. Ich war bemüht ihm verständlich zu vermitteln, das „sie“ nicht alleine in einen Park gehen solle die nächsten Tage. Überhaupt nicht alleine wohin gehen solle. Ohne ihm Angst zu machen, ohne dass er mich für bescheuert hielt und alles, was doch menschlich wäre an Reaktionen. Doch bat ich ihn darum.

Da er mich irgendwie fragend anlächelte, nahm ich in an beiden Händen, hielt diese fest und bat ihn eindringlich, dass er Kathrin sagen solle, dass sie die nächsten Tage nicht alleine spazieren gehen solle. Ich hätte keine genaue Ahnung, was mein Gefühl bedeutet, doch bitte, sie solle sich tagsüber nirgends alleine aufhalten. Ich flehte ihn direkt an. Er wurde ernster, fragte nur, was genau los sei und ob ich es ihm sagen könnte, da er ja um meine Begabung bei Tieren wisse und dies auch schätzte und ernst nahm. Schließlich sahen wir uns in die Augen und er meinte: Okay, ich werde es ihr ausrichten. Glaube mir, ich sage es ihr. Ich war zwar etwas beruhigt, doch nicht überzeugt.

Der Arbeitstag verlief relativ normal. Jeder ging nach Dienstschluss seiner Wege. Ich machte mit meinen Hunden auch noch einen schönen Abendspaziergang und freute mich dann auch auf mein Bett.

Die Nacht war unangenehm. Circa gegen zwei Uhr Früh wurde ich munter. Ich war schweißgebadet, wie nach einem Alptraum. Ausgekannt habe ich mich nicht. Geträumt hatte ich auch nichts. Schon gar nicht dachte ich an meine Arbeit oder an Joe.

Als ich mich beruhigt hatte, frisch eingekleidet ging ich gegen vier Uhr Früh mit meinen Hunden spazieren. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich machte einen ausgiebigen Spaziergang mit den Hunden über die Felder, genoss die frische Morgenluft. Frisch geduscht und nach einem  gemütlichen Frühstück fuhr  ich in die Firma.

Jedoch beschlich mich irgendwie ein unangenehmes Gefühl, welches ich nicht deuten konnte.

Ich dachte noch immer nichts. Als ich die Bürotür öffnete, fühlte ich den Tod. Den Tod, den Schmerz, die Trauer, die Tränen. Ich stand neben mir, denn ich wusste nicht, was passiert war.

Die Blicke der bereits anwesenden Kollegen deuteten mir nur „sei still, sei leise“ und setzt dich auf deinen Platz. Okay, dachte ich, tat dies und nahm meine Arbeit auf.

Dann sah ich Joe. Zuerst war ich erfreut, doch dann war es wie ein Schlag in die Magengrube. Es war ein erbärmlicher Anblick. Obwohl ich noch immer nichts Genaues wusste.

Nach einiger Zeit der Arbeit in Stille, bekam ich eine E-Mail von meinem Arbeitskollegen der mir gegenüber saß, mit dem Wortlaut „Joes Frau ist heute Nacht Opfer eines Überfalls geworden“.

Ich erstarrte, mir lief es heiß und kalt rauf und runter. Vorwürfe machten sich breit. Schuldgefühle kamen hoch; habe ich zu wenig aussagekräftig gesprochen; was habe ich falsch gemacht; oh Gott – der arme Joe. Gedanken über Gedanken gingen durch meinen Kopf.

Es wurde alles, was es firmenintern für Joe zu erledigen gab nur per E-Mail gemacht. Es wurde den ganzen Tag nichts untereinander gesprochen. Es war unglaublich, unbeschreiblich, schrecklich. Jeder von uns war betroffen und litt mit Joe mit.

Es war eine schreckliche Kälte in unserem Raum. Eine sehr tiefgehende Stille und doch funktionierte alles reibungslos. Ja, fast besser als sonst. Die Stunden vergingen. Mittagspause. Joe stand es frei, ob er arbeiten oder frei haben wollte. Er blieb – fürs erste.

Aufs Essen verzichtete er und wir gingen spazieren. Wir bekamen auch eine „endlose Mittagspause“, bewilligt nur durch den Augenkontakt unseres Chefs zu mir. Hauptsache wir bekommen Joe wieder auf die Beine. Wir gingen lange, länger, sehr lange. Auch mir war der Appetit vergangen. Ich hörte ihm einfach nur zu. Obwohl, ehrlich – es war alles heftig. Sowohl universell als auch irdisch.

Er sagte nur dazwischen zu mir. So gegen halb zwei Uhr früh haben wir telefoniert, wie jede Nacht. Die Zeitverschiebung, da hat sie dann Mittagspause und geht gerne draußen spazieren. Sie ging (leider) auch an diesem Tag, als sie mit mir telefonierte. Dann stockte er. Sie sagte nur mehr „Wer sind Sie, was wollen Sie?“- dann hörte er einen dumpfen Schlag, dann Nebengeräusche und sonst nichts mehr.

Ich erstarrte genauso. Ich wusste gar nichts mehr zu sagen, es fehlten mir einfach nur die Worte. Das Einzige was ich tat, ich habe ihn in die Arme genommen und dann sind wir gemeinsam in die Knie gegangen und haben uns an Ort und Stelle ins Gras gesetzt. Er weinte, alles was er nur weinen konnte und ich versuchte einfach nur da zu sein. Fassungs- und wortlos „bat“ ich nur um universelle Hilfe und Heilenergie für ihn.

Er erzählte dann noch, er habe versucht ihren Vater anzurufen und ungefähr zu beschreiben, wo Katrin spazieren sei; er habe auch sofort Rettung und Polizei verständigt. Doch von Österreich in die Staaten ist es ein sehr, sehr weiter Weg. Der Weg war zu weit, um Katrin noch unversehrt und lebend aufzufinden.

Es war eines meiner furchtbarsten Momente, Tage und Wochen meines Lebens. Wochen später sagte mir Joe, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und leider einfach nur „zur falschen Zeit am falschen Ort“ war. Der Täter konnte dank einer DNA-Analyse in einem sehr entfernten Staat in den Staaten überführt werden.

Joe und ich hatten noch viele, sehr viele lange Gespräche geführt. Er erzählte mir auch, wo er ihr Blumen hingelegt hatte; wie diese beim vorletzten Spaziergang schon angefangen hatten zu welken, er sie aber nicht entfernen konnte. Als er dies erzählte,  strahlte er richtig und strahlte reine Liebe aus, seine Augen glänzten und neben ihm erschien dann im wahrsten Sinne des Wortes Kathrin. Kathrin als Geist. Liebevoll, sanft und sehr weich. Mit langem blonden Haar. Als Joe so von ihr redete wurde er immer sanfter und Kathrin legte ihre Hand auf seine Schulter. Ich war erstarrt. Das war meine allererste menschliche Erscheinung. Mir liefen leicht die Tränen die Wangen runter und es tat mir leid, dass Joe dies nicht selbst sehen konnte. Als Joe mich dann kurz mal schweigend ansah, sagte er nur: es ist mir im Moment so, als wäre Kathrin bei uns. Jetzt in diesen Minuten. Dir kann ich es ja sagen, du hältst mich nicht für „blöd“. Ich konnte ihm nur unter liebevollen Tränen antworten: Ja Joe, sie ist hier und sie ist dir näher als du denkst. Sie wird immer in deiner Nähe sein. Am Abend fuhr er wieder zu der Stelle, wo die Blumen lagen, er wollte neue hinlegen. Er erzählte mir gleich in der Früh, bevor ich noch meinen ersten Kaffee trinken konnte, dass er dort war – die Blumen erneuern wollte und dann sagte er: die, die vorgestern schon welk waren, wollte ich am Abend austauschen – doch sie erblühten schöner als je zuvor.

Es sind die Erlebnisse, die ein Mensch nicht unbedingt erleben möchte, gleichzeitig bin ich dankbar dafür, dies erlebt haben zu dürfen. Zu wissen, das ich zwar alles erdenklich Mögliche gemacht habe um „etwas“ zu verhindern, doch gegen den freien Willen eines Lebewesens kann Mensch gar nichts tun. Dankbar bin ich auch dafür, dass mir die Universelle Kraft zur Verfügung stand, um für Joe da zu sein und ihm zur Seite stehen zu können.

Traurig bin ich, auch heute noch, dass es ihm damals nicht gegeben wurde, diese Liebe lange zu leben.

Es sollte jeder Mensch für sich daran denken: es kann immer der letzte Augenblick gewesen sein. Seid lieb, nett und respektvoll miteinander und zueinander, denn – Gottes Wege sind unergründlich!